Auf dem Weg nach Calabrien mit dem Nachtzug machen wir meistens einen längeren Halt in Milano. Ist schon eine kleine Familientradition geworden – vier Stunden durch die Großstadt, meistens bei Hitze im August, ächzend, die Einheimischen alle am Meer, die Straßen leer, wir alle k.o., trotzdem mögen wir’s, irgendwie.
Vergangenes Jahr waren wir zum ersten Mal alle zusammen im Frühling auf dem Weg nach Calabrien – und haben einen Frühlings-Stop in Milano eingelegt. Das war wunderbar. Die Stadt ist voll, wuselig, zwischen Touristen auch viele Einheimische. Die Temperatur ist perfekt für eine kleine Städtetour. Nicht 38 Grad wie im August, in der Sonne heiß, aber es geht ein kühler Wind und es sind angenehme 26 Grad.
Wir versuchen in den vier Stunden Großstadt-Stimmung mitzunehmen, aber auch ein Abendessen und Momente, die dem neunjährigen Sohn gefallen.
Unsere Stationen im Frühling 2022, nachdem wir aus dem Intercity aus der Schweiz am vollen Bahnhof Milano Centrale aussteigen.
- Erstmal durchatmen, die Lautstärke einsaugen, trotz riesigem Gewusel versuchen zu entschleunigen. Lächeln. Milano Centrale ist einzigartig. Dann sehr wichtig: Erster italienischer Kaffee im Bahnhof.
- Aus dem Bahnhof raus, erstmal wieder die wunderschönen Gebäude bestaunen. Jedes Jahr imposant. Einatmen, diese spezielle Luft, dieser spezielle Duft. Dazu Autogehupe, internationale Straßenverkäufer, laute Menschen die in verschiedensten Sprachen herumgrölen, die Autos fahren Kreuz und Quer, die Menschen wuseln zwischendurch herum. Milanomania, love it.
- Zu Fuß zum Best Hotel. Dort geben wir per (ex) Bag BNB – nennt sich jetzt Radical Storage – unsere Taschen ab, 5 Euro pro Gepäckstück. Der Weg ist im Hochsommer etwas zu weit, diesmal geht’s. Und der Spaziergang durch die Zone Stazione ist immer wieder nice.
- Vom Hotel dann zurück zum Lieblingseckhaus bei Vetruvio. Wir nehmen immer die historische Straßenbahn Linie 1 (besser als jede Metro), durch die Stadt gondeln bis zum Teatro alla Scala. Zum Dom rüber spazieren.
- Der Dom, tausend mal gesehen, jedes einzelne Mal wieder imposant und wunderschön. Wie haben die das im 19. (und 15. und 16. und 17. und 18.) Jahrhundert bloß geschafft, s o w a s zu bauen?
- Auf dem wuseligen Domplatz ist viel los. Hobbyfotografen bieten Sofortbilder für 3 Euro pro Stück an. Zum ersten Mal nehmen wir welche. Wir drücken dem Kerl 25 Euro in die Hand und bekommen direkt sechs schöne peinliche Erinnerungsbilder ausgedruckt inklusive Digitaldateien per Handy. Das können wir jedem nur empfehlen, die Trash-Fotos eignen sich als lustige Weihnachtsgeschenke für die Familie.
- Wir haben Durst und Hunger, ist schon 16.30 Uhr. Hatten hier ein Jahr zuvor Pizza direkt an der Ecke für 14 Euro bei besten Blick auf den Dom, was wir völlig okay fanden, zahlen so einen sensationellen Ausblick gerne mal mit. Diesmal gehen wir zu @signorvino, erst Aperol Sprizz in der Campari-Gründerstadt, dann ein Teller Schinken mit Focaccia, danach Salat mit Pulpo, Lasagne, Carbonara. Wir lassen 80 Euro dort, zu Dritt direkt neben dem Dom, alkoholische Getränke plus Essen – völlig okay.
- Weil wir beim Essen gemütlich getrödelt haben, reduzieren wir die Pläne. Haben jetzt nur noch ein Ziel: der Lego Store. Jedes Jahr ein Muss. Kind im Glück.
- Die Zeit vergeht diesmal schneller als sonst. Zurück fahren wir diesmal deshalb mit dem Taxi, 12.80 € zum Bahnhof mit Zwischenstopp am Gepäckhotel. Niemand wollte uns bescheißen, diese Zeiten sind längst vorbei, der Preis ist günstig.
Und dann, dann steigen wir in unseren Nachtzug, kuscheln uns in die weichen Decken und lassen uns nach Süditalien fahren. In Gedanken Milano – 4 Stunden voller Erinnerungen. 💛



























